Inhalt

Film

Der folgende Lernfilm zur Geschichte des Imperialismus beinhaltet auch Verständnisfragen. Viel Spass!

Begriffserklärung

Mit Imperialismus ist eine Zeitspanne gemeint, die sich von ca. 1870 bis ins 20. Jahrhundert erstreckt. Je nach Interpretation endet sie mit dem Ersten Weltkrieg, mit dem Zweiten Weltkrieg oder dauert bis heute an. Der Begriff ist in Abgrenzung zum Kolonialismus zu verstehen. Der Kolonialismus beginnt im 15. Jhr. und meint die europäischen Entdeckungsfahrten, die Errichtung von Häfen in Übersee und die wirtschaft-liche Ausbeutung des eroberten Gebietes. Eine systematische Unterwerfung und Eingliederung des ero-berten Gebietes in das politische und wirtschaftliche System des Eroberers erfolgt jedoch nicht. Dies ist dem Imperialismus vorbehalten.

Ursachen des Imperialismus

Es gibt viele Ursachen. Hier sollen nur einige erwähnt werden. Das Europa des 19. Jhr. war gesellschaftlich, ökonomisch, politisch, sozial und ideologisch in einer gewaltigen Umbruchphase.

Gesellschaftlich

Aus dem Widerstand im Krieg gegen Napoleon regten sich langsam aber sich nationalistische Gefühle in den Herzen der Völker Europas – nicht bloss in Deutschland, sondern zunehmend auch in Österreich und Italien. Die Herrscher erstickten anfänglich mit Erfolg diese freiheitlichen Gefühle, doch im Revolutionsjahr 1848 wurden sie eines besseren belehrt. Infolgedessen versuchten die gekrönten Häupter den Volksfrust gegen aussen abzulenken.

Ökonomisch

Spanien mit seinen Goldtransporten aus Mittel- und Südamerika und insbesondere die Portugiesen wie später die Holländer mit ihrem auf ihren indischen Stützpunkten beruhenden Gewürz- und Teehandel erwirtschafteten in Europa sagenhafte Gewinne. Die Margen im Gewürzhandel konnten ohne weiteres die 100%-Marke überschreiten. In dieses gewinnträchtige Geschäft drängten sich naturgemäss neue Staaten. Frankreich versuchte sich in Nordamerika (New Orleans, Louisiana usw.) zu etablieren.
Doch letztlich machte England im 18. Jahrhundert das Rennen. Es verdrängte Holland aus Indien und Nordamerika (deshalb heisst New York nicht mehr New Amsterdam) und liess nach dem Siebenjährigen Krieg schliesslich auch Frankreich hinter sich. Ab Ende des 18. Jahrhunderts war England bezüglich Kolo-nialbesitz die führende Macht. Gewürz-, Tee-, Edelholz- und auch Sklavenhandel1 bescherten hohe Ge-winne. Die Industrielle Revolution heizte anfänglich in England und dann später auch in anderen Ländern die Nachfrage nach Kolonien zusätzlich an. Neue Technologien ermöglichten die Massenproduktion mit sehr viel geringeren Stückkosten. Zum einen konnte die Binnennachfrage nicht mit dem wachsenden Angebot Schritt halten, was die Industrie bewog, neue Absatzmärkte zu suchen. Zum anderen bezog die Industrie zu Tiefpreisen Rohstoffe aus den Kolonien. Aus Handel oder Industrieproduktion akkumuliertes Kapital investierten die Unternehmer in Kolonialprojekte, die aufgrund höherer Wachstumsraten auch höhere Renditen versprachen. Die englische Regierung z. B. ging soweit, der indischen Bevölkerung eige-nes Handwerk zu verbieten, so dass sie von englischen Importen abhängig war. Russland wiederum woll-te seine Herrschaft auf dem asiatischen Kontinent ausbreiten, um den Nahrungsbedarf seiner wachsen-den Bevölkerung mit immer neuen Ackerböden zu decken. Es galt jedoch auch einen ganzjährig eisfreien Hafen zu ergattern, der so den Unterhalt einer grossen Handels- und einer noch grösseren Kriegsflotte erlaubte. Der belgische König Leopold II. schliesslich kaufte über einen Mittelsmann den Belgisch-Kongo den dortigen Stammeshäuptlingen ab. Daraufhin liess er das Land systematisch und äusserst brutal ausplündern.

Politisch

Seit dem Wiener Kongress 1815 galt ein Mächtegleichgewicht auf dem europäischen Kontinent. Damit sollte nach dem Willen Englands ein erneuter gesamteuropäischer Krieg verhindert werden. Doch mit der Einigung Italiens in den 1860er Jahren und insbesondere mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 auf Kosten Frankreichs geriet die Mächtebalance durcheinander. Frankreichs Regierung und Bevölkerung gierte nach Rache, während die englische Regierung diese neue Konstellation mit wachsender Besorgnis beobachtete. Gleichzeitig nahmen die Spannungen im Balkan zu, als Russland auf der Suche nach Ackerland und einem eisfreien Hafen in Richtung Serbien drängte, welches von der Donaumonarchie als eigenes Einflussgebiet betrachtet wurde. Um nun die eigene Machtposition gegenüber den Rivalen zu verbessern und gleichzeitig keinen Krieg zu riskieren, eroberten die grossen europäischen Staaten im grossen Stil Gebiete in Afrika, Asien und Amerika. Eroberte und ins Kolonialreich eingegliederte Gebiete versprachen zum einen ein grosses Potential an jungen Männern als Arbeitskräfte und als Soldaten, zum zweiten billige Rohstoffe und zum dritten strategisch günstige Militärstützpunkte. Die vermehrte Zustimmung in Bevölkerung und Regierung für ein Kolonialreich aufgrund der grösser werdenden Spannung lässt sich wohl am besten an England aufzeigen. In England wurden bereits ab den 1830er Jahren Stimmen laut, die weg vom Kolonialismus hin zu reinem Freihandel wollten. Der Besitz von Kolonien war aufgrund der Verwaltung und auch der notwendigen militärischen Präsenz recht kostspielig. In den 1870er Jahren setzt sich allerdings mit dem konservativen Premierminister Benjamin Disraeli eine prokoloniale Begeisterung durch.

Sozial

Die Industrielle Revolution brachte nicht Wohlstand für alle, sondern nur für ein paar wenige. Die meisten Menschen – insbesondere die Bauern – gehörten im 19. Jhr. zu den Verlierern dieser ökonomischen Umwälzungen. Von den erzielten gewaltigen Gewinnen sahen die breiten Massen gar nichts. Im Gegenteil, das so genannte Proletariat verelendete zusehends. Das schürt Frustration und Hass. Regierung wie Unternehmen sahen einen Weg im Export des sozialen Elends. Habenichtse sollen ihr „Glück“ in den Kolonien suchen und damit gleich diese Gebiete aufbauen. Dieser Export nennt sich auch Sozialimperialismus

Ideologisch

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit machten den Menschen in Europa die fremden Landen jenseits des Atlantiks und des Mittelmeeres Angst. Doch mit der Aufklärung überwogen die Neugier, der Forschungsdrang, aber auch Habgier und der christliche Missionsgedanke die Ängste. Schon früh war die Überzeugung vorhanden, dass den „Wilden“ – ohne das Wort Gottes jemals gehört zu haben – das Tor zum ewigen Leben nach dem Tod verschlossen sei. Bartolomeo de las Casas z. B. war anfangs des 16. Jhr. davon überzeugt, dass die „Wilden“ Mittelamerikas doch menschliche Fähigkeiten besässen und deshalb imstande seien, das Wort Gottes zu verstehen. Der Überlegenheitsgedanke war vorerst religiöser Natur. Doch mit der Aufklärung erhielt er eine gefährliche pseudowissenschaftliche Legitimation. In den 1850er Jahren veröffentlichte Charles Darwin seine Erkenntnisse über die Entstehung der Tierarten. Selektion aufgrund des Kampfes um Daseinsberechtigung („the survival of the fittest“) stand im Mittelpunkt seiner Evolutionstheorie. Er war übrigens nicht der einzige, der auf diesem Gebiet forschte. Noch war alles rein naturwissenschaftliche Neugier. Politische Bedeutung erhielten diese Ideen jedoch, als Anhänger Darwins diese auf die Gesellschaft anzuwenden begannen. In England war Herbert Spencer (1820 – 1903) ein bedeutender Vertreter des Sozialdarwinismus, in Deutschland Ernst Haeckel (1834 – 1919). Spencer vermischte seine radikal-liberalen Ideen des Laissez-faires mit der Biologie und glaubte zu erkennen, dass die Natur die stärksten Menschen am Leben erhalten wolle. Die „Wilden“ in den Kolonien waren somit dem Weissen in biologisch gerechtfertigter Weise Untertan. Das Gefühl der Überlegenheit beinhaltete allerdings auch eine pädagogische Komponente. Mit der „Entdeckung des Kindes“ unter andern durch Rousseau wurden die als ungelehrt und ungelenk verlachten Eingeborenen gerne mit Kindern verglichen. Kinder müssen erzogen werden, somit braucht es auch bei den „Wilden“ Erziehungsarbeit. So zum Beispiel erzieht bei Karl May Old Shatterhand seinen Apachenfreund Winnetou, so dass dieser vom christlichen Glauben überzeugt nicht mehr gewillt ist, wie ein „Wilder“ jeden Feind niederzumetzeln. Er lernt von Shatterhand auch das Beten.

Verlauf des Imperialismus

In jedem Land ist die imperialistische Epoche anders verlaufen. Grob lässt sich die Beherrschung der Kolo-nien in zwei Kategorien einteilen: Die direkte und die indirekte Herrschaft. Zur ersten Kategorie: Frank- reich eroberte normalerweise seine Kolonien und verwaltete diese danach nur mit französischen Staats-bürgern. Die Eingeborenen durften weder politisch noch ökonomisch teilhaben. Ein Beispiel wäre Algeri-en. Anders England: Die Briten liessen die Einheimischen in begrenztem Masse an der Verwaltung teilha-ben, so dass ihre Ambitionen teilweise befriedigt werden konnten. Zudem versuchte England ein labiles Moment in die Herrschaft der Kolonie einzupflanzen. Im Irak zum Beispiel erhob England einen Ausländer zum König und liess ihn von schwer begünstigten Ausländern bewachen. Dies schürte Hass in der Bevöl-kerung, so dass dieser Herrscher – wollte er überleben – nur im Sinne Englands zu handeln vermochte. Anhand der Beispiele England, Frankreich, Japan und Russland sind insbesondere die Spannungen zu erkennen, die langsam aber sich zwischen den Ländern zunahmen. England wollte sich ein strategisch günstiges Empire erschaffen. Deshalb wollten sie einerseits ihr Kolonialjuwel Indien territorial weitläufig absichern (Afghanistan) und andererseits einen gesicherten Landweg von Kairo bis zu den Diamanten-und Goldminen Südafrikas erobern (Kap-Kairo-Linie). Dabei bereiteten der britischen Regierung nicht bloss geographische Hindernisse Schwierigkeiten, sondern auch die Zielsetzungen der anderen Kolonial-herren Russland und Frankreich. Russland stiess in seiner Ausdehnung Richtung Afghanistan. Der Kaibarpass – das Einfallstor nach Indien – ist bis heute eines der politisch instabilsten Gegenden der Welt. Im Norden Afrikas wollte die französische Regierung von West nach Ost alles unter ihre Kontrolle bringen. Dabei gerieten französische und englische Interessen zwangsläufig in Konflikt miteinander. In einem Dörfchen namens Fashoda trafen sich französische und englische Truppen zufällig. Es roch nach Krieg.
Doch beiden Regierungen war klar, wem letztlich ein Krieg zwischen England und Frankreich gelegen kam. Deutschland wäre der lachende Dritte. England und Frankreich beobachteten seit langem mit Argwohn die Aufrüstung der Deutschen Marine. Das Deutsche Reich wollte schon länger in Nordafrika Fuss fassen, was weder im Interesse Englands noch Frankreichs war. So einigten sich beide Regierungen auf gegenseitige Achtung ihrer Interessenssphären, wobei England Ägypten behielt und Frankreich sich auf wohlwollende Neutralität Londons im Fall eines Krieges mit Deutschland verlassen durfte. Resultat dieser FashodaKrise war die Entente Cordiale von 1904. Dieses gegenseitige Wohlwollen zwischen Frankreich und England brachte aber die Deutsche Regierung auf den Plan.
Angesichts einer drohenden Einkesselung forcierte diese nur noch mehr die militärische Aufrüstung. In Asien erwuchs Russland ein neuer ernstzunehmender Gegner. Anfänglich selbst von den USA kolonisiert, konnte sich Japan dank effizienter politischer wie wirtschaftlicher Reformen nach kaum 50 Jahren auch zu den Kolonialherren zählen. Der Drang nach Westen brachte aber Japan in Konflikt mit Russland. Es ist unschwer zu erkennen, wohin der Imperialismus die Welt führte. Anfänglich schien die konfliktträchtige Rivalität der Mächte im Erweitern der Kolonialreiche zu verpuffen. Zwischen 1871 (Deutsch-Französischer Krieg) und dem Beginn des Ersten Weltkrieges gab es in der Tat keine grösseren Konflikte.
Doch mit der Aufteilung der Welt verblieb immer weniger Spielraum, so dass Territorialverschiebungen wiederum nur noch auf Kosten anderer Staaten geschehen konnten. Die Rivalität der europäischen Staa-ten kehrte 1914 wieder nach Europa zurück…

Dekolonisierung

Nach dem Ersten und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Siegermächte England und Frankreich zu erschöpft, um noch an die Haltung von Kolonien zu denken. Die Ressourcen wurden für den Wiederaufbau weit mehr gebraucht. Ausserdem wandelte sich langsam die Stimmung in der Bevölkerung. Unterdrückung und Überlegenheitsdenken war nach den beiden Weltkriegen mit all ihren Grausamkeiten nicht mehr In. Doch so leicht gaben die Regierungen die Besitzungen dann doch nicht auf. In Indien musste viel Blut vergossen werden, bis Gandhi 1948 mit seinem gewaltlosen Widerstand endgültig über den Machtanspruch Englands siegte. Manche Algerier mussten ihr Leben lassen angesichts der geballten französischen Militärmacht. Erst Mitte der 1960er Jahre liess Frankreich Algerien los. Doch zuvor musste die Vierte Republik unter den Erschütterungen zusammenbrechen.
Auch heute noch sind imperialistische Tendenzen zu erkennen. Afghanistan ist heute noch ein Zankapfel unter den Mächten. Weshalb haben die USA wohl so viele Militärbasen in den ölfördernden Ländern im Nahen Osten…?

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Imperialismus

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